Tabakhandel

Die Schweiz in den 30er Jahren

Im Anschluss an die Weltwirtschaftskrise nach 1929 wurde auch die Schweiz mit zeitlicher Verzögerung getroffen. Viele Menschen waren arbeitslos und die Ängste der Arbeitenden entluden sich in Streiks und Manifestationen. 1932 wurde in Genf gar die Armee gegen Demonstranten eingesetzt - Folge waren damals 13 Tote.

In dieser Zeit kam das durch die Schweizerische Zentrale für Handelsförderung organisierte Geschäft zwischen Bulgarien und der Schweiz einem kleinen, aber sichtbaren Lichtblick gleich, handelte es sich bei den sechs Lokomotiven doch um die grössten und stärksten Maschinen, welche bei der SLM Winterthur gebaut wurden.

Dieser Handel fand im Rahmen eines Clearingabkommens zwischen der Schweiz und Bulgarien statt. Clearingabkommen enthielten in Staatsverträgen festgelegte Vorschriften für den Zahlungsverkehr. Es ging im wesentlichen darum, wirtschaftliche Transaktionen (Handel von Waren und Dienstleistungen) zwischen den Staaten direkt miteinander zu verrechnen und damit eine ausgeglichene Handelsbilanz - es wird wertmässig soviel importiert wie exportiert - zu erreichen.

Der Auslöser für solche Abkommen lag in der durch die Wirtschaftskrise entstandene Verknappung von Gold- und Devisenreserven, was dazu führte, dass Waren aus dem Ausland nicht mehr bezahlt werden konnten. Mit den Clearingabkommen wurden Importe direkt mit Exporten verrechnet.

In der stark exportorientierten Schweizer Wirtschaft führte diese zu einem Kampf um aus dem Ausland eingehende Zahlungen. Industrieunternehmen, Banken, Versicherungen und Privatpersonen konkurrierten um möglichst grosse Anteile an den beschränkten Clearingmitteln, wobei die Exportindustrie von den Schweizer Behörden aus beschäftigungspolitischen Überlegungen bevorzugt wurde.

Das Clearingsystem führte in der Schweiz zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Staat, einer Stärkung der Wirtschaftsverbände und einer Bürokratisierung der Aussenwirtschaft. Die komplexe und kaum überschaubare Fülle an Bestimmungen brachte ein Spezialistentum in Wirtschaft und Verwaltung hervor, das der demokratischen Kontrolle weitgehend entzogen war. Weite Teile der Clearingabkommen wurden in der Schweiz nicht publiziert, was in rechtsstaatlicher Hinsicht problematisch war.

Dieses Plakat wurde ab Anfang 1935 in Tabakwarenläden ausgestellt.
Zigarren- und Zigarettenfabriken erklärten sich bereit, als Ausweis ihres bulgarischen Tabakbezugs den Schachteln eine Kopie dieses Plakates beizulegen. (Quelle: Hans-Peter Bärtschi. Kohle, Strom und Schienen. Zürich, 1997)
Gemäss überlieferten Aussagen von Zeitzeugen soll dieser Tabak gar nie oder nur teilweise geliefert worden sein. Eine Aussage, die noch geprüft werden muss.